Der Urtyp

Alte Rassen, jene, die es schon lange gibt und die sich auf ihre Leistung hin aufbauen, haben meist eines gemeinsam. Sie verändern sich kaum. Die meisten Rassehunde fallen „dem Auge“ zum Opfer. Menschen versuchen die Rasse durch Zuchtauswahl zu „verbessern“ oder zu „verschönern“ und bemerken nicht, was sie dabei alles anrichten.

Dackel, ein Bauhund, der durchaus imstande war, Fuchs und Dachs das Fürchten zu lehren, ist mittlerweile schon so lang und steht auf so kurzen Füßen, dass er seinen Job nicht mehr verrichten kann und mit starken gesundheitlichen Problemen durch den langen Rücken, zu kämpfen hat.

Der Basset Hound. Früher ein Meutehund, heute eine bedauernswerte Kreatur mit verkrüppelten Beinen, viel zu langen Ohren und einem Körpergewicht, welches die Füße eigentlich gar nicht tragen können. Er kann seinen Job nicht mehr verrichten.

Deutsche Schäferhunde, der Inbegriff des loyalen Diensthundes, der heute dank seines Karpfenrückens durch eine viel zu stark gewinkelte Hinterhand Schwierigkeiten hat, Kraft auf den Boden zu bringen und somit seinen Job nicht mehr verrichten kann.

Mastiff, ehemalige Kriegshunde, die heute dermaßen groß und schwerfällig gezüchtet werden, dass Probleme mit den Gelenken allgegenwärtig sind. Dank seines Gewichts kann sich dieser Hund nur mäßig bewegen. An einen Job … nicht mehr zu denken.

Kleiner Hunde, wie Franz. Bulldoggen, Mops, Englische Bulldoggen, u.a. deren Schnauze so kurz gezüchtet wurde, dass sie grundsätzlich Probleme beim Atmen haben, ständig schwer Luft bekommen, weshalb sie sich nicht wirklich bewegen können, weil ihnen im wahrsten Sinne des Wortes die Luft ausgeht. Hunde, die bei heißen Temperaturen überhitzen, da sie sich nicht kühl hecheln können.

Alles Beispiele von der Zuchtlust des Menschen, denn nahezu jeder Hund wurde aus irgendeinem Grund gezüchtet, um dem Menschen zu helfen. Mit der Technik ging dies vorüber und man züchtete Hunde, die „schön“ waren, wobei Grenzen sehr relativ sind.

Das zeigen Malamute in Giantgröße, mit überlangem Fell oder mit Stummelfüßen. Es sie noch die Inzucht genannt, die gerade in den Staaten  gang und gäbe ist, um möglichst schnell einen speziellen Typ zu erhalten. Auch der Malamute ist davon betroffen.

Der Malamute war schon früher ein kraftvoller, nicht zu großer und auch nicht zu schwerer Hund, mit viel Fell, welches ihn vor bitterer Kälte schützen sollte. Er musste gutmütig und freundlich sein, um in den Familien, wo ja auch Kinder waren, mitleben zu können, hart genug, um den größten Sturm zu widerstehen und auch genug Selbstbewusstsein beisitzen, einem Bären gegenüberzutreten. Er musste verträglich sein, damit sie im Rudel gehalten werden konnten. Alles, was dem nicht entsprach wurde getötet, weil man nichts durchfütterte, was sein Futter nicht verdiente. Nur die besten, ruhigsten, gesündesten und verträglichsten Hunde wurden miteinander verpaart. Niemand schrie nach genetischen Tests, nach Papieren oder sonstigem Unfug, da es das vor Jahrzehnten, vielleicht sogar Jahrhunderten, noch gar nicht gab. Kranke Tiere wurden entsorgt, Tiere, die sich schwer verletzten genauso. Alldas wäre heute undenkbar. Alles muss am Leben erhalten werden und manchmal ist der Preis am einzelnen Individuum hoch.

Früher kümmerte es keinen, ob der Malamute zwei Stehohren hatte. Erfüllte er die Kriterien wofür man ihn brauchte, war das äußere Erscheinungsbild relativ. Ob so ein Zughund immer als schön bezeichnet werden konnte, wage ich auch zu bezweifeln. Es ging nicht um Schönheit, sondern um Arbeitsfähigkeit. Etwas, was bis heute in England beim Border Collie beibehalten wurde. Der beste Hund ist der, der am besten zu arbeiten imstande ist, nicht der, der einem Richter bei einem Schönheitswettbewerb am besten gefällt.

Erst später begann man den Malamute auch auf sein Äußeres hin zu selektieren und es wurde der Malamute, den wir heute kennen. Schwerer als ein Husky, breit, kraftvoll, mit viel dichtem Fell gesegnet. Es unterscheiden sich mittlerweile auch mehrere Typen neben den Giants. Es gibt den Showtyp und auch den Renntyp, der leichter ist und längere Beine hat.

Dann gibt es auch die Typen, die etwas aus der Rolle fallen, denn bei jeder Zucht hat die Natur ein Wörtchen mitzureden. Manchmal werden die Ohren zu lang oder zu groß, das Fell zu dünn, der Körper zu schmächtig oder es fallen Welpen mit blauen Augen, was es nach wie vor gibt. Zucht bedeutet, dass zu erhalten, für was der Züchter sich einsetzt. Will ein Züchter Giants, wird man ihn kaum davon abhalten können, genauso wie man Menschen nicht davon abhalten kann, sich einen kleinen, fetten Mops zu kaufen, der nicht atmen kann, Schwierigkeiten beim Fressen hat, sich selbst nicht am Genitalbereich putzen kann und dem die Augen schier aus dem Kopf fallen. Will ein Züchter stoppelfüßige Malamuten, nunja, ich muss mir ja keinen kaufen. Will man einen Showhund, ja bitte, will man einen Arbeitshund, ja gut. Wer Ausstellungen besuchen möchte, wird sich kaum einen Malamute bei einem Züchter kaufen, der auf den Showtyp keinen Wert legt und jener, der einen Gespannhund braucht, wird auch eher dort suchen, wo die Malamuten auch eingespannt werden und zeigen können, was sie so drauf haben.

Allerdings ist der Gespannsport mit Malamute nach wie vor eher ein Hobby, denn diejenigen, die Rennen bestreiten wollen, greifen entweder zum Alaskan Husky oder auch zum Europäischen Schlittenhund, weil sie einfach schneller sind. Auch wir fahren, weil es einfach Spaß macht, nicht weil wir den Wettbewerb im Kopf haben. Ich will mich und meine Dogs dem nicht aussetzen, aber wir finden es dennoch lustig, mehrere Kilometer durch die Landschaft zu fahren, was mit dem derzeitigen Klimakapriolen eher eine Schlammschlacht ist. Wer weiß, vielleicht stirbt der Zughundesport in unseren breiten bald aus, weil es zu warm wird, oder die Freunde dies Zughundesport laufen dem warmen Wetter davon und siedeln sich dort an, wo es kalt ist.

Urtyp Malamute