Der Unterschied: Züchter und Vermehrer

Eine Sache, die mich früher so richtig fuchsteufelswild gemacht hat, mir aber heute so ziemlich am Arsch vorbeigeht.

Wenn man in Sozial Networks und in diversen Foren als „Vermehrer“ hingestellt wird. Nicht nur ich kann ein Lied davon singen, es gibt sehr viele Züchter, die mit diesen Anschuldigungen kämpfen müssen. Manche ziehen vors Gericht, verklagen den Verursacher wegen Rufmord oder finden ein anderes Wort dafür, andere zucken einfach mit der Schulter und sagen: Kann ich sowieso nicht ändern.

Wir haben das ganze mal ein wenig beobachtet und gefiltert, warum es immer wieder zu solchen Aussagen kommt und die Sache ist ziemlich einfach. Man passt als Züchter nicht in das Vorstellungsbild gewisser Leute, die von einer Hundezucht ein anderes Bild haben, im Internet entsprechend gefüttert werden, aber grundsätzlich wenig bis keine Ahnung haben.

Ein Vermehrer ist nicht unbedingt jemand, der viele Hunde hat und seine Zucht sehr aktiv betreibt. Auch nicht jener, der sich vielleicht zwei Hunderassen gleichzeitig widmet. Auch nicht jemand, der mehrere Würfe im Jahr hat.

Das Bild vieler Hundefreunde sieht so aus. Ein Züchter hat ein bis zwei Hunde, hat ein bis zwei Würfe in Jahr, oder einen Wurf alle paar Jahre und zieht seine Hunde wohl behütet im Haus auf, um sie dann nach eingehender Kontrolle an eine neue Familie zu verkaufen. Sie dürfen wohl Geld kosten, aber teuer dürfen sie nicht sein, sonst würde sich ja der Züchter bereichern und ein Züchter darf das natürlich nicht. Ein Züchter verdient nie an seinen Welpen.

Passt irgendwas nicht in dieses Bild, ist man sofort ein Vermehrer, der nur Geld verdienen will und sich nicht um seine Welpen schert.

Ganz ehrlich …

Menschen, die Züchter verteufeln, obwohl sie sie noch nicht mal kennen, von dem ausgehen, was sie irgendwo gelesen oder gehört haben und einer Vorstellung hinterherhecheln, die mit der Realität nicht Konform rennt, leiden an einer ziemlich schweren und weit verbreiteten Seuche: Dem Vorurteil!

Es ist heutzutage ziemlich leicht, im Netz, auf Facebook, Instagram oder irgendeinem Forum eine Zuchtstätte oder einen Züchter zu verunglimpfen. Und was da oft passiert, ist alles andere als nett, intelligent, fair oder zeugt davon, wie blöd der Mensch doch sein kann. Wie kann man über jemanden diskutieren oder schimpfen, der A: bei der Diskussion nicht dabei ist oder B: den man sein Leben lang noch nie gesehen hat? Kommt leider überall vor und ist eine ziemlich hässliche Eigenschaft.

Deswegen hier mal zur Erläuterung:

Auch wenn ein Züchter mehrere Hunde hat, mit mehreren Hunden eine Zucht betreibt, ist er nicht sofort ein Vermehrer, sondern jemand, der sich der Zucht verschrieben hat. Wenn jemand Genscreenings macht, DNA-Profile der eigenen Hunde anfertigt, seine Zuchthunde penibel durchuntersucht, um gesunde Welpen zu zeugen, hat das mit Vermehrerei ganz sicher nichts zu tun. Man investiert Unsummen, um so eine Zucht aufzubauen und wenn man sich das antut und wirklich mehrere Hunde hält … ja Freunde, glaubt ihr wirklich, das ist so einfach? Man braucht den Platz, mehrere Räume, um die Tiere auch mal trennen zu können, Geld, um alle gut unterzubringen, Geld, um alle gut zu ernähren und ewig viel Zeit, damit man für seine Tiere da sein kann. Ich kenne einige Züchter, die mehrere auch viele Hunde haben und auch mit mehreren Hunden in der Zucht sind und sich bei dem, was sie tun, auch etwas denken. Sie überlegen, wie die Nachzucht verbessert werden kann und investieren auch Zeit und Geld in die Welpen, um ihnen einen möglichst guten Start ins Leben zu gewährleisten. Haben diese Welpen auch noch ein DNA-Profil und ein Abstammungsgutachten, dass die Eltern auch wirklich als biologische Eltern ausweist, dann hat der Züchter, egal wie viele Welpen er hat, jede Menge getan, um seinen Welpen eine glückliche Zukunft zu ermöglichen. So ein Züchter verlangt meist auch jede Menge Geld für seine Welpen, weil er eben genug investiert und sich das eben bezahlen lässt.

 

Der Vermehrer hat oft viele Hunde auch unterschiedlicher Rassen. Ihm ist es meist egal, welcher Rüde welche Hündin deckt, Hauptsache sie wird gedeckt und bekommt Welpen. Bei solchen Leuten bekommen die Hundehalter oft noch nicht mal mit, wenn eine Hündin läufig wird. Wird sie von mehreren Rüden gedeckt, weil eben mehrere rumspringen, dann bekommt sie auch von mehreren Rüden Welpen. Vorsorgeuntersuchungen … ach was, kostet nur Geld. Sehr oft wissen diese Leute noch nicht mal was davon oder scheren sich nicht. Die Hunde leben sehr bescheiden und die Welpen müssen irgendwo in einem Verschlag großwerden. In einem Stallbereich, oder sonstwo und niemand überlegt sich, was man den Welpen bieten könnte, um ihnen einen guten Start ins Leben zu ermöglichen. Die Hunde werden möglichst billig gefüttert und dann, oftmals viel zu früh, auf den Markt geworfen. Vielleicht ein wenig verhübscht, damit der Kunde nichts bemerkt. Von einem DNA-Profil mit Abstammungsgutachten reden wir hier lieber nicht. Das kostet, kann man nicht brauchen. Geimpft … manchmal, oft auch nicht und nicht selten, sind es ganz kleine Impfungen. Ob solche Welpen entwurmt werden, wage ich auch zu bezweifeln. Hat man Glück, ist der Welpe einigermaßen in Ordnung, hat man Pech, rauschen Krankheiten daher. Einem Vermehrer ist vieles egal, wofür ein Züchter viel Geld ausgibt. Und nein, es sind nicht nur die Welpen aus dem Osten, die in Kofferräumen hierzulande verkauft werden. Auch bei uns gibt es Vermehrer, die zwei Hunde der gleichen Rasse haben, sie miteinander verpaaren, keine Ahnung von Zucht haben und sie dann verkaufen. Es sind oft Bruder-Schwester Verpaarungen, Mutter-Sohn Verpaarungen, von Erbkrankheiten hat man nie was gehört, die Läufigkeit wurde übersehen, von Vorsorge will man nichts wissen. Solche Welpen müssen nicht unter widrigen Umständen groß werden, aber es sind eben Welpen, die ohne Hirn entstanden sind. Weil man nicht aufgepasst hat, weil man mehrere Hunde besitzt und net drüber nachdenkt, dass ein Rüde ein läufige Hündin nunmal decken wird, weil man es witzig findet, und, und, und. Das sind keine Züchter, auch das sind Vermehrer, auch wenn es den Welpen nicht schlecht geht, und solche Leute findet man hier im eigenen Land. Dazu muss man nichts in Ausland fahren.

Man muss sich auch nicht über die Vermehrer aus Ostenblockstaaten aufregen, denn würde man hierzulande diese Welpen nicht um billiges Geld kaufen, hätte sich das Vermehrerdasein längst erledigt. Aber es gibt immer noch genug Menschen, die sich einen billigen Hund „liefern“ lassen oder gleich aus dem Kofferraum kaufen und sich dann wundern, wenn es nicht das ist, was man erwartet hat. Entweder der angebliche Rassehund mit Papieren entpuppt sich als spannende Mischung, oder der Hund ist krank. Parvovieren verbreiten sich dort, wo es ziemlich dreckig zugeht und diese infizierten Welpen kommen dann zu uns und stecken auch jene Welpen an, die aus guten Zuchten kommen.

Auch Hunde aus dem Ausland, ganz wurscht woher, kosten Geld und jeder Züchter aus anderen Ländern wird auch vom Interessenten Informationen einholen, sich vielleicht die Kopie des Passes schicken lassen und gern darüber Auskunft geben, wie seine Zucht aussieht, was er verpaart hat und wird auch an Bildmaterial nicht sparen. Vielleicht gibt es eine Homepage und bei Homepagen gilt immer, je sauberer und sorgfältiger eine Homepage gepflegt wird, desto besser für den Züchter, denn kein Vermehrer wird Zeit und Geld in eine HP investieren und sie auch noch regelmäßig warten.

Und wer noch immer nicht mit seiner Schimpferei aufhören kann, der soll doch bitte einfach die Eier in der Hose haben, zu dem Züchter fahren, den er so „nett“ betitelt und sich vor Ort ein Bild machen. Man schimpft über niemanden, den man nicht kennt und man urteilt über keine Zucht, von der man „Irgendwas“ gehört hat. Denn dieses „Irgendwas“ muss nicht stimmen, denn Menschen neigen leider dazu, ständig etwas zu erfinden, weil man irgendwo eben irgendwas gehört hat, was spannend klingt und unbedingt weitererzählt gehört.

Bitte, seit doch nicht so primitiv und glaubt immer alles, was irgendwo geschrieben steht oder was irgendwer gesagt hat. Wenn man es nicht weiß, dann hält man eben den Mund und lässt es. Es gehört sich schlicht nicht, andere Menschen auf Facebook, Insta, Twitter oder auf Foren zu verunglimpfen. Es zeugt von ziemlich beschränkter kognitiver Fähigkeit, wenn man sich auf dieses Niveau herablässt.

In diesem Sinne, Ende. In Österreich werden Züchter vom Amtstierarzt überprüft und brauchen eine Zuchtgenehmigung. Wer mehrere Hunde hält (mehr als drei) braucht eine Sondergenehmigung für Mehrhundhaltung. Und wer unter euch hat mehrere Hunde, ohne dass jemand davon weiß und wie viele von euch gibt es, die einen Hund haben, der sich täglich stundenlang allein zuhause fadisiert, weil Frauchen oder Herrchen in der Arbeit sind, nur mittags kurz Zeit zum Gassigehen haben, abends um den Häuserblock biegen und eigentlich nur am Wochenende Zeit hätten, mit dem Hund ins Grüne zu gehen, aber …. Mama hat Geburtstag, die Freundin schmeißt eine Party, kein Bock, man möchte ins Freibad, ins Kino, hat so viel zu tun, dass für den Hund wieder keine Zeit bleibt. Es gibt genug solcher Menschen, niemand spricht über die, deren Hunde die Außenwelt alle paar Wochen betrachten dürfen und solche Menschen glauben auch noch, dass das in Ordnung ist. Ach wäre es schön, wenn so mancher mal vor der eigenen Haustür kehren würde, als sein nicht vorhandenes Wissen unters Volk zu streuen.