Was will ich von meinem Malamute

Manchmal muss ich ja wirklich lachen, was sich Leute so alles vorstellen, wenn sie sich einen Malamute zulegen und was der Hund von Haus aus mitbringen muss.

Mal überlegen:

Er muss mehrere Stunden allein bleiben können.

Er muss sich mit Kindern vertragen.

Er soll die Katzen nicht fressen.

Man möchte nicht pausenlos mit dem Hund gehen müssen.

Der Hund soll ruhig und familiär sein.

Ein Energiebündel will man nicht.

Er soll das Grundstück bewachen.

Er soll nicht beißen.

Er soll nicht jagen.

Er muss sich leicht erziehen lassen.

…. und am besten kommt er schon stubenrein, vollständig abgerichtet, am besten mit Schlitten hinten dran und Gehorsamsprüfung im Kopf auf die Welt.

Ja, so geht’s aber nicht.

Sehr viele Menschen wissen Gott sei Dank, dass man sich seinen Hund „richten“  muss. Ein Welpe mit acht, neun oder zehn Wochen weiß noch so ziemlich nichts, aber die Leute meinen, er jagt bereits Katzen, beißt sie womöglich tot, könnte Kinder attackieren, draußen das Wild verfolgen und was weiß ich, was so ein Wutzi mit neun Wochen noch so alles anstellen könnte. Mal grundsätzlich, zur allgemeinen Info, ein Welpe mit acht oder neun Wochen ist gerade mal zwei Monate auf dieser Welt. Zwei Monate? Die ersten zwei Wochen verbrachte der Welpen ausschließlich in der Wurfbox, blind und gehörlos. Er wurde rund um die Uhr von der Mutter versorgt. Ist überdies bei jedem Hund so, nicht nur beim Malamute. Also von Chihuahua bis zur Deutschen Dogge.

In der dritten Woche sind die Augen dann offen und der Welpe beginnt zu hören. Er versucht sich in den ersten paar Schritten, ist aber noch hauptsächlich in der sicheren Wurfbox. In der vierten Woche beginnen sie aktiv zu spielen, zu laufen und zu düsen. Erst jetzt fangen sie an, selbständig zu fressen. So, der erste Monat ist um. Wir sind gerade mal bei: Welpe beginnt zu laufen und selbst zu fressen. Nur um das zu veranschaulichen.

In der fünften Woche werden sie noch aktiver, gehen nach draußen, verlassen die Wurfbox immer mehr, beginnen zu toben, verschlafen aber noch zweidrittel des Tages.

In der sechsten Lebenswoche werden schon die ersten Dinge zerstört, es wird alles angebissen, was nicht niet- und nagelfest ist und sie fangen wie die Weltmeister an zu kacken und zu pinkeln. Ich meine, das haben sie vorher auch schon gemacht, aber dadurch, dass sie jetzt vermehrt feste Nahrung zu sich nehmen, werden auch die Pipis und Haufis mehr.

Um es nochmal zu verdeutlichen!

Wir sind in der sechsten Woche. Der Welpe fürchtet sich noch vor jedem fremden Geräusch und geht sofort in Deckung, wenn etwas für ihn Unheimliches passiert. Sie sind neugierig, aber sie sind keine ultimativen Draufgänger, die jetzt schon Katzen zerfetzen. Malamutewelpen sind in diesem Alter oft noch nicht mal so groß, wie eine ausgewachsene Katze.

In der siebten und achten Woche wagen sich die Welpen immer mehr. Sie spielen schon recht heftig miteinander, gehen ausgewachsenen Hunden auf die Nerven und müssen jetzt erst mal lernen, was gefährlich ist und was nicht. Das ist in der neunten Woche nicht anders.

Wovon der Welpen noch keine wirkliche Ahnung hat ist:

Wo er sein Geschäft verrichten soll, wenn er von der Zuchtstätte in das Eigenheim der neuen Menschen geholt wird. Kommt ein Kindergartenkind in die Schule, weiß es auch noch nicht, wie es was machen soll. Ein Welpe kann das auch nicht wissen.

Er findet ´Alleinsein` ziemlich doof, denn bisher war er auch noch nie allein. Da waren immer Geschwister und andere Hunde. Allein zu sein liegt nicht in der Natur eines Hundes und gehört gelernt. Ein Hund kann das nicht automatisch, auch nicht, wenn er einer gewissen Rasse angehört. Ein Dackel kann genauso nervenaufreibend stundenlang heulen, wie ein Labrador, und auch Spaniel schaffen es, die Bude zu zerlegen, weil sie ihren Frust abbauen wollen. Das nennt man Persönlichkeit. Jeder Hund ist anders und auch das hat nichts mit der Rasse zu tun.

Ein junger Hund weiß auch nicht was Kinder sind und wie man mit denen umgehen muss. Welpenzähne sind spitz und Welpen beißen nunmal alles an. Sie wissen nicht, wann es wehtut und wann nicht. Auch das gehört gelernt. Genauso wie Kinder lernen müssen, dass Hunde kein Spielzeug sind. Hunde müssen sich von Kindern nicht alles gefallen lassen und Eltern sind angehalten, beiden den richtigen Umgang beizubringen. Kinder wissen es nicht, Welpen auch nicht.

Mit zehn Wochen ist ein Malamutewelpe größer als eine Katze, aber er hat noch keine Ahnung, was jagen und was zubeißen ist, weil er das noch gar nicht kann. Er kann noch keine langen Strecken wie die Feuerwehr rennen und er kann auch noch nichts fangen. Dazu ist er noch viel zu jung. Es sind eher die Katzen, die gefährlich für den Welpen werden können, da sie mit den schlagenden Tatzen Augen schwer verletzten können. Hunde und Katzen, die miteinander aufwachsen, haben normalerweise auch kein Problem miteinander, was aber nicht für fremde Katzen gelten muss. Genauso verhält es sich mit der Jagd. Hunde haben einen angeborenen Jagdinstinkt, der sich aber erst entwickeln muss, da die Jagd für den Vorfahren vom Hund, den Wolf, überlebenswichtig war. Eine gute Jagdstrategie sicherte das Überleben des Rudels. Auch Hunde haben diese Instinkte, sie sind nur unterschiedlich stark ausgeprägt und es liegt am Besitzer, ob er seinen Hund führen kann oder ob der Hund ein unverbesserlicher Jäger wird. Manche Hunde lassen sich die Jagd auch nicht aberziehen oder abgewöhnen. Dann muss man sich eben danach richten. Es gibt Hunde, die jagen nicht, es gibt Hunde, die lassen sich abrufen und es gibt Hunde, die hauen den Hut drauf und sagen: Hey, Herrli, ich komme dann heute Abend wieder, so zwischen sieben und acht, und nehme den Hasenbraten mit. Das muss man herausfinden, aber ein zehn Wochen alter Welpe jagt noch nicht. Er wird es vielleicht versuchen, dann liegt es aber am Besitzer, da sofort einzuschreiten und nicht über das Nachgehoppel zu lachen.

Ach ja, auch ´sitz`, ´platz`, ´fuß` und ´hier` sind nicht angeboren. Auch wenn ein Hund leicht erziehbar wäre, was nutzt es, wenn der Besitzer zu dusselig ist, es ihm beizubringen. Es gibt Menschen, die können Hunde führen und es gibt Menschen, die können einen Tennisschläger führen. Nicht jeder kann seinem Hund das vermitteln, was er möchte und so ein Hund ist nicht doof. Er weiß ganz genau, was er sich leisten kann und was nicht.

Ein Welpe mit zehn Wochen braucht noch keine stundenlangen Spaziergänge, um ausgelastet zu sein. Das halten seine Pfoten noch gar nicht aus. Aber ein junger Hund, der heranwächst, möchte sich, genau wie Kinder, bewegen. Kinder sind unruhig, aufgedreht und … gab es da nicht diese neu erfundene Krankheit … ADS … Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom. Ich bezweifle bis heute, dass es diese angebliche Krankheit tatsächlich gibt. Kinder wollen eben auch beschäftigt werden, wollen sich bewegen, toben, rumdüsen und legen dabei viel, viel Energie an den Tag. Auch junge Hunde wollen sich bewegen und nicht 23 Stunden am Tag von einem Schlafplatz zum nächsten spazieren, um dann die eine Stunde, die der Besitzer vielleicht Zeit hat, spazieren zu gehen, vielleicht noch an der Laufleine und mit Beißkorb. (Jetzt wäre eine bildliche Vorstellung gar nicht dumm) Der Malamute gehört nicht weiß Gott wie ausgelastet, aber er möchte nicht sein Leben verschlafen und sich zu Tode langweilen, denn während sich Mensch eine Beschäftigung wie bügeln oder Modellautos zusammenbauen sucht, darf Hund seine Beschäftigung nicht zu Ende durchführen, wie Garten umgraben, den Teppich zerfressen oder ähnliches. Versetzt euch in die Lage eines Hundes, der sechs Stunden zuhause gewartet hat, bis endlich jemand kommt, dann wird er in den Garten gelassen und ist wieder allein. Was würdest du als Hund tun?

Ein junger Hund weiß gar nichts und wir als Züchter wissen auch nicht, wie er mal werden wird, weil das von seinem Besitzer abhängt und nicht von der Zucht oder der Rasse.

Der Malamute gehört zu den bewegungsfreudigen Hunden, die eine gewisse Bindung zulassen und nicht unbedingt „abgerichtet“ werden wollen. Möchte man jetzt aber einen Hund, der die Kommandos ohne nachzudenken ausführt, wie man es bei manch anderen Hunden sehen kann, wird man an seine Grenzen stoßen. Zudem sehen wir immer wieder, dass Besitzer von jungen Malamutes ganz stolz sind, dass der Hund schon „sitz“ oder „platz“ beherrscht, aber noch immer nicht kommt, wenn man ihn ruft und bereits an der Leine zieht, dass es eine Freude ist, da zuzusehen. Ganz ehrlich, was nutzt es, wenn der junge Hund zwar „Kunststücke“ kann, die er in Erwartung eines Leckerlis ausführt, aber vom Rest keine Ahnung hat. Das beibringen von ´Kunststücken` hat nix mit Erziehung zu tun hat. Erziehung ist das, wie ich meinen Hund in meinem Leben biege. Wie ich ihm erkläre, wie mein Leben läuft und wie er sich anzupassen hat, denn jeder Hund muss sich seinem Besitzer anpassen, denn kein Mensch passt sich auf Dauer seinem Hund an. (Doch es gibt solche Menschen, die das versuchen, sind aber meist jene, die sich dann melden und sich beschweren, dass sie Probleme mit ihren Hunden haben)

Genauso verhält es sich mit der Bewegung. Wenn ich nicht bereit bin, mich täglich mit meinem Hund zu bewegen, der eigentlich den ganzen Tag nur auf diese eine Sensation wartet, dann habe ich was nicht verstanden. Ein Malamute muss nicht fünf Stunden am Tag laufen (was ihm aber sicher gefallen würde …), aber man sollte doch ganz normal mit ihm spazieren gehen und sich auch Gedanken darüber machen, wie man ihn beschäftigen könnte, was einem selber bestimmt auch ganz guttut. Ein Malamute ist ein Bewegungstier und nichts, was man nur in den Garten sperren sollte.

Man muss so einem Hund eben zeigen, Was man von ihm will und wie man sich was vorstellt. Das ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und Hunde haben die Fähigkeit, sich dem anzupassen. Wenn sich allerdings der Mensch versucht, an den Hund anzupassen, wenn der Hund seinen Menschen besser erzogen hat, als umgekehrt, dann läuft eindeutig was schief.

Es wäre schön, bei jedem Nichtgelingen erst mal den Fehler bei sich selbst oder bei der Kommunikation zwischen sich und dem Hund zu suchen, bevor man beim unerzogenen, frechen oder unfolgsamen Hund immer die Schuld bei der Rasse, dem Züchter oder bei sonst wem sucht.

Wenn ein Hund nur darf

wenn er soll,

aber nie kann, wenn er will,

dann mag er auch nicht, wenn er muss

 

Wenn er aber darf wenn er will,

dann mag er auch, wenn er soll

und kann auch, wenn er muss.

 

Hunde, die können sollen,

müssen wollen dürfen.